logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 1999; Nr. 5: 54nächster Artikel
Kurz und bündig

Antikoagulation nach tiefer Beinvenenthrombose - länger als drei Monate: Patienten mit erster idiopathischer tiefer Beinvenenthrombose haben ein deutlich geringeres Rückfallrisiko, wenn sie länger als drei Monate antikoaguliert werden. Dies ergibt eine kanadische randomisierte Studie, die 1997 vorzeitig gestoppt wurde und jetzt veröffentlicht vorliegt. Aufgenommen sind 162 Patienten mit erstmaliger proximaler tiefer Beinvenenthrombose oder Lungenembolie ohne anamnestisch bekannten Risikofaktor. Sie nehmen nach dreimonatiger gerinnungshemmender Therapie entweder zwei Jahre lang weiterhin Warfarin (COUMADIN; INR-Bereich 2,0 bis 3,0*) oder Plazebo ein. Als Risikofaktoren und Ausschlusskriterien gelten Frakturen und Gipsverbände der unteren Extremität, Krankenhausaufenthalte innerhalb der letzten drei Monate mit Bettlägerigkeit für mindestens drei Tage oder Narkose, bekannter Mangel an Antithrombin III, Protein C und Protein S und bösartige Erkrankungen in den fünf Jahren zuvor. Auch Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko, zum Beispiel bei Langzeiteinnahme nichtsteroidaler Antirheumatika, werden ausgeschlossen. Innerhalb von neun Monaten erleiden in der Plazebo-Gruppe 17 von 83 Teilnehmern ein thromboembolisches Rezidiv. Ein Patient stirbt nach Lungenembolie. Besonders gefährdet sind Personen, bei denen (nachträglich) Lupusantikoagulanz nachgewiesen wird. Der einzige Patient mit Rückfall unter Warfarin hatte das Mittel wegen gastrointestinaler Blutung Monate zuvor abgesetzt. Hochgerechnet auf ein Jahr sinkt die Rezidivrate durch längere Antikoagulation von 27,4% auf 1,3% (NNT** = 4/Jahr). Drei Patienten erleiden schwere Blutungen unter Warfarin (NNH** = 26/Jahr). Bei zweien liegt die INR zu diesem Zeitpunkt deutlich außerhalb des therapeutischen Bereichs. In der Kontrollgruppe treten keine schweren Blutungen auf (KEARON, C. et al.: N. Engl. J. Med. 340 [1999], 901). Die optimale Dauer der oralen Antikoagulation nach idiopathischer tiefer Beinvenenthrombose bleibt weiterhin offen. Drei Monate dürften jedoch zu kurz sein, -Red.

*

INR = International Normalized Ratio 2-3 entspricht Quick-Wert von ca. 25-35% (a-t 7 [1993], 68)

**

NNT = Number Needed to Treat,

NNH: Number Needed to Harm (vgl. a-t 5 [1998], 47)


© 1999 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 1999; Nr. 5: 54nächster Artikel