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Orale Kontrazeptiva und Krebs: Die "Pille" gehört zu den meistverwendeten Arzneimitteln - in der Regel von gesunden jungen Frauen. Britische Allgemeinmediziner publizieren jetzt Daten zur Sterblichkeit unter oralen Kontrazeptiva aus einer seit 1968 laufenden Kohortenstudie. 46.000 Frauen wurden damals aufgenommen. Die Hälfte verhütete mit der "Pille". Das Sterblichkeitsrisiko über die gesamte 25-jährige Studiendauer ist in beiden Gruppen gleich. Während der Einnahme oraler Kontrazeptiva und bis zu zehn Jahre nach Absetzen sinkt das Risiko, an Ovarialkrebs zu sterben (relatives Risiko = 0,2), die Mortalität durch Zervixkarzinome (RR = 2,5) und zerebrovaskuläre Erkrankungen (Schlaganfall; RR=1,9) nimmt dagegen zu (vgl. a-t 7 [1996], 71; 1 [1998], 10). Liegt die Anwendung mehr als zehn Jahre zurück, unterscheiden sich weder Gesamtsterblichkeit noch die Häufigkeit spezifischer Todesursachen. Signifikante Auswirkungen auf die Brustkrebssterblichkeit hat die Pille nach dieser Studie nicht (BERAL, V. et al.: Brit. Med. J. 318 [1999], 96). Die Daten eignen sich nach Ansicht eines britischen Epidemiologen jedoch nicht, einen langfristigen Anstieg des Brustkrebsrisikos durch orale Kontrazeptiva für heutige Anwenderinnen auszuschließen. Einnahme der Pille durch sehr junge Mädchen und Frauen, wie sie heute verbreitet ist, war zu Beginn der Studie in Großbritannien eher selten. Mit der Dauer des Zeitraums zwischen Menarche und erster Schwangerschaft nimmt aber das Brustkrebsrisiko zu. Endogene Hormone scheinen dabei eine Rolle zu spielen. Dies könnte auch für exogene Hormone gelten. Die lange Latenzzeit bis zur Manifestation einer Brustkrebserkrankung erlaubt eine zuverlässige Einschätzung des Risikos möglicherweise erst in zehn Jahren (McPHERSON, K.: J. Epidemiol. Community Health 53 [1999], 258).


© 1999 arznei-telegramm

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