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Korrespondenz

ZELLULARTHERAPIE NACH DR. RATH

... Könnten Sie die Präparate der Zellulartherapie nach Dr. RATH im a-t behandeln? ...

Dr. rer. nat. K. SCHLICHTING
D-24229 Strande

Die als "Nahrungsergänzung" deklarierten Präparate des über die Niederlande agierenden Dr. RATH enthalten Vitamine, Aminosäuren, Elektrolyte, Spurenelementen und Stoffe wie Coenzym Q10 (z.B. in ENERCOR; a-t 7 [1993], 72; 12 [1994], 120), L-Carnitin (siehe unten) oder Inositol. Sie werden bei chronischen Erkrankungen wie ALZHEIMER- Demenz, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Krebs, Multipler Sklerose oder Osteoporose propagiert. Das als "Basis-Vitamin-Zell-Komplex" dargestellte VITACOR PLUS kostet 88 DM für 90 Tabletten.

Wissenschaftliche Untersuchungen zum Nutzen solcher Vielfachmischungen fehlen. Auch für Einzelbestandteile sind positive Wirkungen nicht belegt, sofern kein Mangel besteht. So senkt z.B. Vitamin E die kardiovaskuläre Mortalität nicht. Prophylaktische Einnahme von Vitamin A und Betakaroten erhöht bei Rauchern das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken und zu versterben. In randomisierten Interventionsstudien findet sich eine Tendenz zu häufigeren Angina-pectoris-Anfällen und Zunahme der Gesamtsterblichkeit (a-t 3 [1996], 30; 4 [1998], 41). Für Inositol ist ein therapeutischer Nutzen nicht bekannt (Negativmonographie als "Lebertherapeutikum" und bei progressiver Muskeldystrophie).1 Der Stoff ist in Getreide und Obst in genügender Menge vorhanden. Zusätzliche Einnahme erhöht lediglich die Ausscheidung über die Nieren. Coenzym Q10 wird vom Körper in ausreichender Menge produziert. Ein Mangelsyndrom ist nicht bekannt.2

Vitamine und Aminosäuren lassen sich preiswerter und zweckmäßiger durch ausgewogene Ernährung zuführen. Versprechungen, dass unter dem Vitaminprogramm beispielsweise erhöhte Cholesterin- oder Blutdruckwerte sinken und Antihypertensiva möglicherweise abgesetzt oder orale Antikoagulanzien reduziert werden können,3 sind nicht belegt und unseriös, -Red.

1

BAnz. Nr. 53, Seite 2079 vom 17. März 1992

2

ROSENTHAL, W., M. BRUMHARD: Dtsch. med. Wschr. 122 (1997), 278

3

Internet-Seite von Dr. med. M. RATH: http://www.rath.nl


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