Können Sie uns Infos und Erfahrungswerte über TRANSTEC mitteilen?
Dr. med. J. GOTTBERG
D-20357 Hamburg
Seit September 2001 ist das Opioid Buprenorphin auch als Pflaster (TRANSTEC) erhältlich. Es wird in drei Stärken angeboten, die drei Tage lang
stündlich zwischen 35 µg und 70 µg freisetzen. Buprenorphin darf nur auf Betäubungsmittelrezept verordnet werden. Das Analgetikum ist in
eine Kunststoffmatrix eingelagert und soll im Gegensatz zu Reservoir-Systemen wie Fentanyl TTS (DUROGESIC; vgl. a-t
2001; 32: 119-20) auch bei Beschädigung nicht schneller freigesetzt werden.1
Wir finden keine vollständig veröffentlichte klinische Studie zu Buprenorphin-Pflaster. Die in wissenschaftlichen Broschüren des
Herstellers aufgeführten randomisierten Untersuchungen sind mit 6 bis 15 Tagen zu kurz zur Bewertung der Therapiequalität. Bei 445 Patienten mit
chronischen Schmerzen (53% tumorbedingt) wird das Opioid lediglich mit Plazebo-Pflaster verglichen. In beiden Gruppen besteht die Möglichkeit einer oralen
Bedarfsmedikation. Ein Plazebo-Vergleich erscheint uns ethisch problematisch, da Schmerzpatienten eine kontinuierliche wirksame Behandlung vorenthalten wird.
Nur in einer von drei Studien reduzieren Verum-Pflaster die Zahl zusätzlich benötigter Buprenorphin-Tabletten signifikant. Schmerzintensität und
Schlafdauer sollen durch das Opioid-Pflaster positiv beeinflusst werden. In eine offene "Langzeitbeobachtung" von durchschnittlich 4,8 Monaten werden
239 Patienten eingeschlossen, die zuvor in Kurzzeitstudien von der Therapie profitiert haben. Mindestens jeder Zweite soll eine ausreichende Schmerzlinderung mit
höchstens einer zusätzlichen Buprenorphin-Tablette erreicht haben.1,2 Als Nutzenbeleg eignet sich eine derartige offene Studie ohne
Vergleichsgruppe nicht. Die Zulassung lässt sich auf der Basis solcher Daten nicht nachvollziehen.
Opioidtypische unerwünschte Wirkungen sind Übelkeit (17%), Schwindel (7%), Erbrechen (9%) und Obstipation (5%) sowie gelegentlich
Harnverhaltung und Atemdepression. Pflastertypisch ist häufig mit Erythem (17%) und Juckreiz (15%) zu rechnen. Nach Beendigung oder bei Wechsel der
Therapie muss das in der Haut befindliche Wirkstoffdepot berücksichtigt werden. 24 Stunden lang ist auf ein nachfolgendes Opioid zu verzichten.3
Buprenorphin darf nicht mit Opioid-Vollagonisten wie Morphin (MST u.a.), Fentanyl (DUROGESIC u.a.) oder mittelstarken Opioiden wie Tramadol (TRAMAL u.a.)
kombiniert werden, da es deren Wirkung abschwächen kann. Zudem lässt sich die schmerzlindernde Wirkung des Opioid-Partialagonisten Buprenorphin
nur begrenzt steigern (Ceiling-Effekt).
Die Schmerzbehandlung mit transdermalem Buprenorphin kostet je nach Wirkstärke zwischen 5 € und 9 € pro Tag und damit etwa doppelt so viel wie
preiswertes orales Morphin äquivalenter Wirkstärke (z.B. M-BETA: 2,5 € bis 5 € pro Tag).
FAZIT: Buprenorphin-Pflaster (TRANSTEC) kann orale Opioide nicht ersetzen, sondern deren Bedarf allenfalls reduzieren. Bei ergänzender oraler,
subkutaner oder intravenöser Schmerztherapie sind die Pflaster-bedingten Wirkstoffdepots in der Haut und Wirkungsbeeinträchtigung anderer Opioide zu
berücksichtigen. Der Nutzen ist unzureichend durch klinische Studien dokumentiert. Als Partialagonist eignet sich Buprenorphin ohnehin nicht für starke
und zunehmende Schmerzzustände, da bei höheren Dosierungen die Wirkung nicht mehr zunimmt. Wir ziehen retardiertes Morphin vor.
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