Johanniskraut (JARSIN u.a.) gefährdet Krebstherapie: Die als Antidepressiva angebotenen Johanniskraut-Präparate (Hypericum;
JARSIN u.a.) induzieren die Arzneimittel verstoffwechselnden Zytochrom-P-450-Enzyme (CYP; a-t 2001; 32: 89-91)
und verringern dadurch die Wirksamkeit zahlreicher Medikamente (a-t 2000; 31: 15; 31; 2001; 32: 82). Nach einer kürzlich auf der Jahrestagung der
American Association for Cancer Research vorgestellten Untersuchung betrifft dies auch die zytostatische Therapie mit Irinotecan (CAMPTO): In einer randomisierten
Cross-over-Studie erhalten fünf Patienten alle drei Wochen das Zytostatikum allein oder zwei Wochen zuvor bis eine Woche danach zusätzlich dreimal
täglich 300 mg Johanniskraut. Die Komedikation reduziert die Konzentration des pharmakologisch aktiven Metaboliten von Irinotecan, SN-38, erheblich
(Fläche unter der Konzentrations-Zeitkurve im Durchschnitt um mehr als 50% vermindert). Um die Wirksamkeit der Krebstherapie nicht zu gefährden, ist
Johanniskraut daher bei Patienten kontraindiziert, die mit Irinotecan behandelt werden (MATHIJSSEN, R.H.J. et al.: Abstract-Nr. 2443; Suche unter
http://www.aacr.org). Seit über einem Jahr arbeitet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Stufenplanbescheid zu klinisch
relevanten Interaktionen der rezeptfrei erhältlichen Hypericum-haltigen Arzneimittel. Die Bewertung soll Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein (BfArM:
Schreiben vom 1. März 2001 und 23. Mai 2002).
© 2002 arznei-telegramm |
Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten
Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.