Prophylaxe und Therapie des Reisedurchfalls: Reisende in die Tropen müssen damit rechnen, während ihres Aufenthaltes an
mehrtägigem Durchfall zu erkranken. Wer nur in Flaschen oder Dosen abgefüllte Getränke ohne Eiswürfel sowie nur gekochte Lebensmittel
oder geschältes Obst zu sich nimmt, kann sein Infektionsrisiko deutlich mindern ("cook it, boil it, peel it, or forget it"; vgl. a-t 1993; Nr. 11: 124-5; 1998; Nr. 7: 63). Neben Nahrungsmitteln
können auch Meerwasser und Schwimmbäder kontaminiert sein. Wegen unerwünschter Wirkungen von Antibiotika und der Gefahr der weltweiten
Zunahme von Resistenzen lässt sich die vorbeugende Einnahme von Antibiotika wie Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a., 500 mg pro Tag) oder Co-trimoxazol
(EUSAPRIM u.a., 960 mg pro Tag) nur bei Personen rechtfertigen, für die eine Durchfallerkrankung bedrohlich werden könnte. Die vorsorgliche Mitnahme
von Durchfallmitteln ist zu erwägen bei Reisen in Gegenden mit hohem Risiko und schlechter Gesundheitsversorgung. Meist kann auf eine antibakterielle
Therapie verzichtet werden, wenn es während der Reise zu Durchfällen kommt. Auf ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr ist jedoch zu
achten. Für Säuglinge, kleine Kinder und Ältere werden hierfür orale Rehydratationslösungen (ORALPÄDON u.a.) empfohlen. Der
Motilitätshemmer Loperamid (IMODIUM u.a.) kann die Stuhlfrequenz senken, sollte aber wegen der Gefahr schwerer Kolitis und toxischer Dilatation des Kolons
nicht bei blutiger Diarrhö eingenommen werden. Kinder sind durch extrapyramidal-motorische Effekte sowie durch Ileus besonders gefährdet (a-t 1998; Nr. 3: 33). In Deutschland im Handel befindliche Wismutverbindungen sind nicht für die Indikation
Reisediarrhö zugelassen. Ein Arzt ist aufzusuchen bei blutigem Durchfall, bei zusätzlich auftretendem Fieber oder Verwirrtheit oder wenn die Symptome
nach drei Tagen nicht abgeklungen sind (bei kleinen Kindern und Älteren nach einem Tag, nach Einnahme mitgenommener Antibiotika, zum Beispiel einmal
500 mg Ciprofloxacin nach zwei Tagen). Fast 3% der Tropenreisenden erkranken für länger als zwei Wochen. Hier ist weitere Diagnostik, zunächst
durch Untersuchung einer frischen Stuhlprobe auf Parasiten (Giardia lamblia, Entamoeba histolytica und Cyclospora cayetanensis) beziehungsweise die
Überweisung an einen Facharzt erforderlich (Drug Ther. Bull. 2002; 40: 36-38, "Arzneimittelkursbuch '2002/03", A.V.I. Berlin 2002, Seite 170-1,
1155, 1186, in Druck).
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