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Therapiekritik

GLUKOSE-INSULIN-KALIUM-INFUSIONEN BEI AKUTEM HERZINFARKT OHNE NUTZEN

Seit Jahrzehnten wird der Nutzen einer Infusion von Glukose, Insulin und Kalium (GIK) beim akuten Myokardinfarkt diskutiert. Über eine Verbesserung des Glukoseangebots im Herzmuskel und verringerten Verbrauch toxischer Fettsäuren soll die Infarktsterblichkeit gesenkt werden. Da kein ökonomisches Interesse seitens pharmazeutischer Hersteller besteht, sind bisherige Studien klein und können die Frage nicht lösen. Nach Metaanalysen erscheint eine Mortalitätssenkung durch GIK-Infusionen um bis zu 18% möglich.1

In der ohne Unterstützung der Industrie vor allem in Ländern mit geringen finanziellen Ressourcen wie Indien und China durchgeführten randomisierten CREATE-ECLA*-Studie wird jetzt bei 20.201 Patienten geprüft, ob die Sterblichkeit nach akutem Infarkt durch hochdosierte GIK-Infusionen (25%ige Glukose mit 50 E Insulin und 80 mval Kalium pro Liter als Infusion mit 1,5 ml/kg Körpergewicht/Std. für 24 Stunden) gesenkt werden kann. Die GIK-Therapie beginnt innerhalb von zwölf Stunden nach Symptombeginn. Eine Anpassung der Infusionsrate an die Blutzuckerwerte erfolgt nicht. Patienten ohne GIK-Infusionen dienen als Kontrolle. Bei 83% der Patienten wird eine Reperfusionsbehandlung durchgeführt.

*

CREATE-ECLA = Clinical Trial of Reviparin and Metabolic Modulation in Acute Myocardial Infarction Treatment Evaluation - Estudios Cardiológicos Latinoamérica. In einem 2 x 2faktoriellen Design wurde gleichzeitig der Nutzen von Reviparin geprüft (s. Seite 22)

Innerhalb von 30 Tagen versterben in der GIK-Gruppe 10,0% der Patienten, in der Kontrollgruppe 9,7% (Hazard-Ratio 1,03; 95% Konfidenzintervall 0,95-1,13). Auch die Häufigkeit von Herzstillstand, kardiogenem Schock oder Reinfarkten unterscheidet sich nicht signifikant (prädefinierte sekundäre Endpunkte). Symptomatische Hypoglykämien sowie Hyperkaliämien sind unter GIK-Infusionen etwas häufiger (um 0,3% bzw. 2,7%). Die mittleren Blutzuckerwerte steigen unter Infusion jedoch an. Gemäß prädefinierter Subgruppenanalysen profitieren auch Patienten mit frühzeitigem Behandlungsbeginn, Reperfusionstherapie oder Herzinsuffizienz nicht von GIK. Vor allem ergibt sich in der prädefinierten Subgruppe der 3.582 Patienten mit Typ-2-Diabetes kein Vorteil (Mortalität 14.0% vs. 13,3% in der Kontrollgruppe).2

Ob strenge Stoffwechselführung mit Glukose-Insulin-Infusionen nach akutem Herzinfarkt die Mortalität von Typ-2-Diabetikern mindert, bleibt jedoch weiterhin offen. In der älteren DIGAMI**-Studie sinkt durch 24-stündige blutzuckeradaptierte Infusion von Glukose und Insulin und nachfolgender mindestens dreimonatiger intensivierter Insulintherapie im Vergleich zu herkömmlicher Behandlung die Mortalität nach einem Jahr von 26,1% auf 18,6%.3 Diese Befunde konnten in der bisher nur auf einem Kongress vorgestellten DIGAMI-2-Studie nicht bestätigt werden. Allerdings schwächen zahlreiche methodische Probleme die Aussagekraft der Nachfolgestudie.4

**

DIGAMI = Diabetes and Glucose-Insulin Infusion in Acute Myocardial Infarction

 

 

(R = randomisierte Studie, M = Metaanalyse)

M

1

TIMMER, J.R. et al.: Kardiovas. Med. 2004; 7: 406-11

R

2

The CREATE-ECLA Trial Group Investigators: JAMA 2005; 293: 437-46

R

3

MALMBERG, K. et al.: JACC 1995; 26: 57-65

R

4

http://www.theheart.org/printArticle.do?primaryKey=158933

© 2005 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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