Protonenpumpenhemmer bei peptischer Blutung: Der Stellenwert von Protonenpumpenhemmern bei oberen gastrointestinalen Blutungen
peptischer Genese wird kontrovers beurteilt (a-t 1992; Nr. 5: 51 und 2000;
31: 79). Theoretisch ist eine Anhebung des pH-Wertes im Magen in Bereiche um 6 sinnvoll, um die Gerinnung zu verbessern und die Fibrinolyse zu hemmen. In
Studien kann ein klinisch relevanter Nutzen der Protonenpumpenhemmer zur Blutstillung jedoch häufig nicht belegt werden. In einer systematischen
Übersicht werden jetzt randomisierte Studien ausgewertet, die die Mittel bei endoskopisch gesicherten peptischen Blutungen (überwiegend im Stadium
FORREST* Ia-IIb) mit Plazebo oder H2-Blockern vergleichen. Berücksichtigt werden nur Arbeiten mit Angaben zur Mortalität, zur Rate der
Rezidivblutungen oder der Notwendigkeit von Operationen. In 18 der 21 ausgewerteten Studien mit zusammen 2.915 Patienten wird Omeprazol (ANTRA u.a.)
verwendet. Protonenpumpenhemmer haben keinen Einfluss auf die Mortalität innerhalb von 30 Tagen (Odds-Ratio [OR] 1,11 mit 95% Konfidenzintervall [CI]
0,79-1,57). Sie vermindern jedoch das Risiko von Rezidivblutungen (OR 0,46 mit 95% CI 0,33-0,64) und von operativen Eingriffen zur Sanierung der Blutungsquelle
(OR 0,59 mit 95% CI 0,46-0,76). Im Mittel kann bei einem von 12 Patienten ein Blutungsrezidiv und bei einem von 20 eine Operation innerhalb der ersten vier
Wochen verhindert werden. Orale Regime (z.B. 2 x 40 mg Omeprazol pro Tag über drei bis fünf Tage) sind dabei ähnlich effektiv wie höher
dosierte intravenöse (z.B. 80 mg Omeprazol als Bolus, dann intermittierend oder kontinuierlich 120 mg bis 200 mg pro Tag). Die Ergebnisse bleiben weitgehend
unbeeinflusst, wenn nur Studien berücksichtigt werden, die Protonenpumpenhemmer mit H2-Blockern vergleichen (14 Studien), die initial eine endoskopische
Blutstillung vorsehen (13) oder bei denen die Patienten mit aktiver Blutung oder einem Gefäßstumpf in der Endoskopie separat auswertbar sind (10). Auch
die Beschränkung auf Studien hoher Qualität (10) verändert die Aussage nicht. Es findet sich kein Hinweis auf einen relevanten Publikationsbias
(LEONTIADIS, G.I. et al.: Brit. Med. J. 2005; 330: 568). Nach den Daten kann der vorzugsweise orale Gebrauch von Protonenpumpenhemmern, in erster Linie
Omeprazol, bei peptischen Blutungen im oberen Magen-Darm-Trakt empfohlen werden. Die Autoren betonen jedoch zu Recht, dass die medikamentöse
Therapie keinesfalls eine adäquate endoskopische Blutstillung ersetzen kann, -Red.
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Klassifikation der Ulkusblutungen nach FORREST: Ia spritzende arterielle Blutung, Ib Sickerblutung, IIa sichtbarer
Gefäßstumpf, IIb adhärente Koagula, IIc Hämatin im Ulkusgrund, III ohne Blutungsstigmata. |
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