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Nebenwirkungen

BRUSTKREBS UNTER FINASTERID (PROSCAR, PROPECIA, GENERIKA)

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre besteht der Verdacht, dass der bei benigner Prostatahyperplasie und androgenetischer Alopezie verwendete 5-alpha-Reduktasehemmer Finasterid (PROSCAR, PROPECIA, Generika) Brustkrebs auslösen kann (a-t 1996; Nr. 10: 93).

Nach einer Mitteilung der britischen Arzneimittelbehörde MHRA liegen weltweit 53 Meldungen über Brustkrebs unter Finasterid vor - 50 Berichte unter der 5-mg-Dosis zur Therapie der benignen Prostatahyperplasie und 3 unter 1 mg bei Alopezie. 27 Betroffene hatten den Reduktasehemmer mindestens ein Jahr lang eingenommen.1 Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sind aus dem Inland 7 Berichte über Brustkrebs unter Finasterid zugegangen. Über Gynäkomastie wird unter dem Mittel 32-mal berichtet.2 Durch Finasterid ausgelöste Störwirkungen an der Brust wie Gynäkomastie, Berührungsempfindlichkeit, Spannungsschmerz, Sekretion oder Knoten können dazu beitragen, dass Patienten häufiger untersucht werden und Brustkrebs daher häufiger festgestellt und berichtet wird als unter anderen Medikamenten. Andererseits können derartige Beschwerden auch als bekannte Störwirkung von Finasterid fehlgedeutet werden, obwohl ihnen ein Mammakarzinom zu Grunde liegt. Aufgrund der ihr vorliegenden Berichte hat die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) deshalb 2008 empfohlen, Patienten darauf hinzuweisen, bei solchen Veränderungen an der Brust umgehend den Arzt zu informieren.3 Anstieg von Estradiol, ausgelöst durch den unter Finasterid beobachteten Anstieg des Testosterons im Blut um 10% bis 20%, erscheint der britischen Behörde als möglicher und plausibler Mechanismus für die Entstehung von Brustkrebs. Aus kontrollierten klinischen Studien mit einer Dauer von über einem Jahr errechnet sie eine Brustkrebs-Inzidenz unter Finasterid von 7,82 pro 100.000 Patientenjahre (95% Konfidenzintervall [CI] 3,73-16,41) gegenüber 3,84 ohne Finasterid (95% CI 1,24-11,91).1

In den Fachinformationen von Finasterid-Präparaten soll künftig vor Brustkrebs gewarnt werden. Zudem sind die Anwender ähnlich der Empfehlung der AkdÄ aufzuklären.1,2

∎  Finasterid (PROSCAR, PROPECIA, Generika) steht in Verdacht, Brustkrebs auszulösen. Auch klinische Studien lassen einen Trend zu mehr Brustkrebserkrankungen unter dem 5-Alpha-Reduktasehemmer erkennen.

∎  Bei behandlungsbedürftiger benigner Prostatahyperplasie sind Alphablocker wie Doxazosin (CARDULAR PP URO, Generika) Mittel der Wahl. Finasterid allein oder als Zusatz kommt nur in Betracht nach sorgfältiger Aufklärung über die ungeklärten Langzeitrisiken einschließlich einer möglichen Gefährdung durch aggressive Prostatakarzinome (a-t 2003; 34: 70) bei Versagen der Monotherapie mit Alphablockern oder für Männer mit einem PSA-Spiegel über 4 ng/ml bzw. einem Prostatavolumen über 40 ml (a-t 2004; 35: 13-4).

∎  Von der Anwendung bei androgenetischer Alopezie raten wir ab (a-t 1999; Nr. 2: 22-3).

 1MHRA Public assessment report: The risk of male breast cancer with finasteride, Dez. 2009; http://www.mhra.gov.uk/home/groups/pl-p/ documents/websiteresources/con065504.pdf
 2BfArM: Schreiben vom 28. Dez. 2009
 3Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Dt. Ärztebl. 2008; 100: A-2482; http://www.akdae.de/20/20/Archiv/2008/20081114.html

© 2010 arznei-telegramm, publiziert am 15. Januar 2010

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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