Ein Kollege weist in seinem Leserbrief (a-t 4 [1995], 45) darauf hin, daß ACE-Hemmer von jedem
Krankenhaus primär zur Hypertoniebehandlung eingesetzt werden und wertet diese Tatsache als Argument für den Sinn einer solchen
Maßnahme.
Ich denke, wir sollten unsere therapeutischen Prinzipien nicht blind nach den Empfehlungen der klinischen Kollegen ausrichten, wissen wir doch aus unserer
eigenen Ausbildung, welche Faktoren deren Verhalten beeinflussen: Die Industrie versorgt die Krankenhausapotheke unbeschränkt mit Ärztemustern, die
Entscheidung zur klinischen Studie wird dem Abteilungschef mit direkten oder versteckten Honoraren erleichtert ...
Natürlich haben Krankenhäuser (und nicht Praxen) die Aufgabe, neue Mittel klinisch zu erproben, aber nicht immer folgt deren Handeln der Linie der
Vernunft: zum Beispiel wurde über die sehr guten modernen Antihypertonika das noch gültige Prinzip der diuretischen Behandlung vernachlässigt,
Protonenpumpenblocker und Ranitidin (ZANTIC u.a.) werden dem gleichwirksamen Cimetidin (TAGAMET u.a.) vorgezogen, die inotrope Wirkung von Digitalis wurde
nach den ACE-Hemmern vergessen.
Eine aktuelle Mode der hiesigen Kliniken ist die Empfehlung von Ticlopidin (TIKLYD) zur Sekundärprophylaxe arterieller Durchblutungsstörungen. Allein
aus Kostengründen die ebenso wirksame aber nebenwirkungsärmere ASS (ASPIRIN u.a., vgl. a-t 7
[1993], 68)-Therapie kostet 7 Pf. statt 4,31 DM pro Tag sollten wir darüber nachdenken und evtl. ein Compliance-Gespräch mit dem
verunsicherten Patienten riskieren.
Dr. med. K. MANTEL
D-26133 Oldenburg
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