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FEMOVAN/MARVELON – Europäischer Arzneimittelausschuß (CPMP) ohne Biß: "Alle Studien, die bislang dem CPMP vorliegen, lassen für Verwenderinnen Desogestrel (LOVELLE, MARVELON u.a.)- oder Gestoden (FEMOVAN, MINULET)-haltiger Kontrazeptiva ein erhöhtes Risiko venöser Thromboembolien im Vergleich zu Levonorgestrel (in MINISISTON, MICROGYNON u.a.)-Kontrazeptiva erkennen" (von 1:7.000 auf 1:3.500 Frauenjahre verdoppelt, Red.). Die verfügbaren Daten erlauben zudem "keinen Rückschluß, daß Desogestrel- oder Gestoden-haltige orale Kontrazeptiva hinsichtlich Myokardinfarkt Vorteile über Levonorgestrel-Pillen besitzen" (Position Statement of the CPMP on Oral Contraceptives, London, 17. April 1996). Damit bestätigt der europäische Arzneispezialitätenausschuß unsere Vorbehalte gegen die inkonsequente Entscheidung des Bundesinstituts für Arzneimittel, die Erstverordnung von "Pillen" des Typs FEMOVAN/MARVELON nur für Frauen unter 30 Jahre auszuschließen, weil ältere angeblich von einem positiven Einfluß der Präparate auf das arterielle System profitieren (a-t 2 [1996], 17). Das CPMP beläßt Maßnahmen zur Risikoabwehr ausdrücklich in nationaler Verantwortung. Deutsche Behörden und Hersteller ignorieren das Grundprinzip des vorbeugenden Verbraucherschutzes. Im richtungweisenden CONTERGAN-Einstellungsbeschluß vom 18. Dez. 1970 sieht das Landgericht Aachen Maßnahmen bereits bei begründetem Verdacht vor. Legt man die Absatzzahlen zugrunde, bedeutet weiteres Abwarten, daß in Deutschland rechnerisch jeden zweiten Tag eine Frau eine vermeidbare tiefe Venenthrombose unter Empfängnisverhütung mit Desogestrel- bzw. Gestoden-haltigen Kontrazeptiva erleidet. Während Mikropillen der sogenannten dritten Generation in Großbritannien und Norwegen als Mittel der letzten Wahl gelten (a-t 4 [1996], 39), bleiben sie in Deutschland Marktführer: Rang 1: LOVELLE (2,5 Mio Packg. 1995, plus 5%, Angaben für alte Bundesländer), Rang 2: MARVELON (1,6 Mio Packg., minus 25%), Rang 4: FEMOVAN (0,65 Mio. Packg., minus 14%) und Rang 5: MINULET (0,65 Mio Packg., minus 9%). Schering und Wyeth scheinen umzuschwenken. Statt der vor Jahren erprobten niedrigdosierten FEMOVAN-Variante bringen sie jetzt MIRANOVA und LEIOS heraus, Niedrigdosiskombinationen mit dem bewährten Gestagen Levonorgestrel, –Red.


© 1996 arznei-telegramm

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