Sehen Sie das Phytoöstrogen MENOFLAVON als gute Alternative zu Östrogenen während und nach der Menopause?
C. LIESZ (Heilpraktikerin)
D-21521 Wohltorf
Mit Schlagzeilen wie "Rotklee - Pflanzenhormon ohne Nebenwirkungen", "Dem Älterwerden ein Schnippchen schlagen" und
"Rotklee-Isoflavone können krebsvorbeugend wirken" bewirbt die Firma Pascoe ihr Nahrungsergänzungsmittel MENOFLAVON. Der Rotklee-
Extrakt soll gegen Wechseljahresbeschwerden, Osteoporose, Herzinfarkt sowie Gedächtnisschwäche wirken und sogar Krebs
vorbeugen.1
Isoflavone gelten als die relativ wirkstärksten unter den so genannten Phytoöstrogenen, pflanzliche Stoffe mit Östrogen-ähnlicher Struktur, die
wie schwache Östrogene oder Antiöstrogene wirken können. Am besten untersucht sind Genistein und Daidzein, die besonders reichlich in Soja,
aber auch in Rotklee und anderen Pflanzen vorkommen.2 Eine weitere wichtige Phytoöstrogengruppe sind die Lignane, die in hohen Konzentrationen
in Leinsamen, daneben auch in Getreide, Gemüse und Früchten zu finden sind. Für die östrogenartigen Eigenschaften des Cimicifuga-Extrakts
(REMIFEMIN; a-t 1999; Nr. 1: 18 und 2000; 31: 55-6) sollen Isoflavone
und Triterpene verantwortlich sein.3
Hinweise auf einen angeblichen Nutzen der Phytoöstrogene in oder nach den Wechseljahren stammen vorwiegend aus epidemiologischen Erhebungen. So
werden die selteneren Menopausenbeschwerden und geringeren Brustkrebsraten japanischer Frauen unter anderem auf den hohen Sojaanteil in der asiatischen
Ernährung zurückgeführt. Auch ein geringeres Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen wird mit dieser Diät in Verbindung
gebracht.4 Ob hier ein kausaler Zusammenhang beschrieben wird oder Sojaverzehr nur einen Marker für gesündere Lebensumstände
darstellt, bleibt dabei offen.
Ein relevanter Einfluss der Phytoöstrogene auf Hitzewallungen in den Wechseljahren lässt sich aus den vorliegenden randomisierten Studien, die
in der Mehrzahl zu negativen Ergebnissen kommen, nicht ableiten.4,5 Für eine kardioprotektive Wirksamkeit fehlen ebenfalls
überzeugende Belege. Nach einer Metaanalyse kontrollierter Studien senkt eine Soja-haltige Diät Cholesterin- und Triglyzerid-Spiegel.6 Ob
für diesen Effekt Soja-Isoflavone verantwortlich sind, ist nicht geklärt.5 Studien mit klinischen Endpunkten liegen nicht vor. Der Surrogatparameter
Blutfettwerte wird auch durch Östrogene beeinflusst. Kardiovaskuläre Erkrankungen lassen sich mit der Hormoneinnahme nach den Wechseljahren
jedoch nicht verhindern, sondern werden möglicherweise sogar gefördert (a-t 1998; Nr. 9: 83; 2001; 32: 83-4).
Ein Schutz vor Osteoporose ist mit den bisherigen Daten nicht zu begründen. In zwei randomisierten Kurzzeitstudien mit isoflavonhaltigen Soja-
Produkten bleibt ein Effekt auf die Knochendichte aus.7,8 In einer dritten nimmt sie unter Isoflavonaufnahme von täglich 90 mg zu, nicht aber unter 56
mg pro Tag.9 Schutz vor Knochenbrüchen ist nicht geprüft.
Anders als die zitierten epidemiologischen Hinweise nahelegen könnten, bestehen für Frauen mit Brustkrebs in der Vorgeschichte
Bedenken gegen die Einnahme von Phytoöstrogenen: Die Isoflavone Genistein und Daidzein stimulieren in vitro und im Tierversuch das Wachstum
hormonabhängiger Mammatumoren. Beide wirken zudem den proliferationshemmenden Effekten von Tamoxifen (NOLVADEX u.a.) entgegen.10
Für Genistein ist ein konzentrationsabhängiger biphasischer Effekt dokumentiert. Hohe Konzentrationen hemmen in vitro das Tumorwachstum und
verstärken die Tamoxifen-Wirkung.10 Diese Konzentrationen werden aber in vivo auch durch Einnahme hoher Dosierungen nicht erreicht.
In Untersuchungen mit Frauen vor den Wechseljahren steigert die Zufuhr Isoflavon-haltiger Soja die Proliferationsrate der Brustepithelzellen und die Menge an
Brustdrüsensekret, in dem sich bei knapp 30% hyperplastische Epithelzellen nachweisen lassen.11,12
FAZIT: Ein klinischer Nutzen von Phytoöstrogenen ist nicht belegt, ihre Anwendung bei Beschwerden in den Wechseljahren oder zur Prophylaxe von
Osteoporose und kardiovaskulären Erkrankungen therapeutisch nicht zu begründen.
Bei Brustkrebs sind Phytoöstrogene möglicherweise riskant und daher kontraindiziert. Die Isoflavone Genistein und Daidzein fördern in vitro und in
Tierversuchen das Tumorwachstum und beeinträchtigen die Wirksamkeit des Antiöstrogens Tamoxifen (NOLVADEX u.a.). Betroffenen Frauen ist von der
Einnahme dringend abzuraten.
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