Die weltweite Marktrücknahme des Gyrasehemmers Grepafloxacin (VAXAR) Ende Oktober wegen schwerer
kardiovaskulärer Störwirkungen sowie sieben Todesfällen erinnert erneut an das kardiotoxische Potential dieser Stoffgruppe. Kontraindikationen wie
vorbestehende QT-Verlängerung oder Bradykardie sowie gleichzeitige Einnahme anderer QT-verlängernder Mittel (a-t 3 [1998], 31) können schwere Zwischenfälle nicht verhindern. QT-Verlängerung begünstigt das
Auftreten lebensbedrohlicher Tachyarrhythmien bis zu Torsade de pointes. Besonders häufig finden sich diese EKG-Veränderungen bei Sparfloxacin
(ZAGAM), das wir daher selbst als Reservemittel für ungeeignet erachten (a-t 5 [1997], 55).
Auch für das unseres Erachtens entbehrliche Moxifloxacin (AVALOX; a-t 9 [1999], 91) werden
kardiovaskuläre Gegenanzeigen genannt. In den USA stimmten drei von zehn Beratern der FDA gegen die Zulassung. Die auch in den USA vorgesehenen
Kontraindikationen schützen unzureichend vor Komplikationen. Obwohl sich unter den Patienten der klinischen Erprobung keine mit kongenitaler QT-
Verlängerung finden lassen, entwickeln 12 von 3.745 Anwendern unter der üblichen Moxifloxacin-Dosis von 400 mg Vorhofflimmern, jedoch nur 2 von
3.415 unter dem Referenzantibiotikum.1
In unserem NETZWERK erfassen wir Herzrhythmusstörungen auch unter Levofloxacin (TAVANIC). Für Ciprofloxacin
(CIPROBAY), Enoxacin (GYRAMID) und Ofloxacin (TARIVID) sind ebenfalls kardiale Störwirkungen dokumentiert (a-t 8 [1998], 76).
FAZIT: Hersteller versuchen durch intensive Werbung Gyrasehemmer als Mittel der Wahl in der ambulanten Praxis zu etablieren. Diese Entwicklung ist nicht nur
wegen der Gefahr der Resistenzentwicklung bei breiter Verordnung bedenklich (a-t 4 [1998], 41; 8 [1999], 87). Lebensbedrohliche Kardiotoxizität, Leberschäden (a-t 6
[1999], 66), Sehnenrisse (a-t 9 [1995], 95), bedrohliche zentralnervöse Erregung bis hin zur Psychose (a-t 1
[1989], 7; 11 [1992], 115), immunallergische Erkrankungen u.a. gefährden die Patienten und erforderten bereits
mehrfach Marktrücknahmen (s. Seite 114). Gyrasehemmer kommen zur Behandlung von Infektionen nur dann in Betracht, wenn Standardantibiotika wie
Amoxicillin (AMOXYPEN u.a.), Makrolide oder Doxycyclin (VIBRAMYCIN N u.a.) versagt haben.
1 Scrip 2484 (1999), 22
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