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Der noch vor wenigen Jahrzehnten hohe Stellenwert von Herzglykosiden wie Digitoxin (DIGITOXIN AWD) bei Herzinsuffizienz ist inzwischen ein eher untergeordneter. In Leitlinien zur Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion werden sie nur mit schwacher Empfehlung als Reservemittel angeraten. Lediglich eine große Studie mit klinischen Endpunkten lag bislang vor, die 1997 publizierte placebokontrollierte DIG-Studie mit Digoxin (LANICOR), in der das Glykosid keinen Einfluss auf die Mortalität hat (primärer Endpunkt; Risk Ratio [RR] 0,99), nominell signifikant jedoch Krankenhausaufnahmen wegen Herzinsuffizienz reduziert (RR 0,72; a-t 1997; Nr. 4: 45). Die Studie ist zudem so alt, dass von den heutigen Standardmitteln mit lebensverlängerndem Effekt nur die ACE-Hemmer bekannt waren und als Basistherapie eingenommen wurden. Die meisten Digitalis-Präparate sind in den vergangenen Jahren vom Markt genommen worden, sodass jetzt in Deutschland zu jedem Wirkstoff nur noch ein Handelspräparat angeboten wird.
Ende August wurde nun die lange erwartete DIGIT-HF-Studie publiziert, die den Nutzen von Digitoxin bei chronischer symptomatischer Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion als Zusatz zur aktuellen Therapie prüfen soll.
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Seit 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) älteren Erwachsenen eine einmalige Immunisierung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), ab einem Alter von 75 Jahren als Standardimpfung sowie für 60- bis 74-Jährige mit deutlich erhöhtem Risiko für einen schweren RSV-Verlauf als Indikationsimpfung (a-t 2024; 55: 82-4, 2025; 56: 60-1). Zu den von der Kommission angestrebten Impfzielen, der Minderung schwerer RSV-assoziierter Atemwegserkrankungen sowie daraus resultierender Folgen wie Krankenhausbehandlung und Tod, fehlten bislang jedoch Daten aus randomisierten kontrollierten Studien.
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Leitlinien empfehlen nach perkutaner Koronarintervention (PCI) mit Stenteinlage wegen akuter Koronarsyndrome als Standard eine duale Plättchenhemmung über zwölf Monate, vorzugsweise mit Azetylsalizylsäure (ASS; ASPIRIN N, Generika) plus Prasugrel (EFIENT, Generika) oder plus Ticagrelor (BRILIQUE, Generika) oder, wenn diese nicht angezeigt sind, mit ASS plus Clopidogrel (PLAVIX, Generika). Seit Verfügbarkeit neuer beschichteter Stents mit geringerer Atherogenität werden Strategien geprüft, das Blutungsrisiko unter der dualen Therapie zu vermindern. Dazu zählt die Verkürzung auf sechs oder sogar ein bis drei Monate und anschließende Umstellung auf eine Monotherapie vorzugsweise mit Ticagrelor, aber auch mit Clopidogrel oder ASS, wie sie auch in Leitlinien mit geringerem Empfehlungsgrad angeraten wird. Aktuell werden hierzu zwei weitere randomisierte offene Studien veröffentlicht.
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Riesenzellarteriitis ist in Deutschland in der Altersgruppe ab 50 Jahren mit einer Inzidenz von etwa 44/100.000 pro Jahr die häufigste systemische Vaskulitis. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die oft granulomatöse Inflammation findet sich meist in der Aorta und/oder ihren großen Ästen. Prädilektionsstellen sind Äste der Arteria carotis externa (insbesondere Temporalarterie) und die Arteria axillaris. Leitsymptom ist ein kaum auf Analgetika ansprechender Kopfschmerz, häufig begleitet von systemischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Gewichtsabnahme, subfebrilen Temperaturen und allgemeinem Krankheitsgefühl. Weiteres typisches Symptom ist der Kauschmerz („Claudicatio masticatoria“). Gefürchtet sind transiente oder persistierende Sehstörungen bis hin zum Visusverlust. Schmerzen im Schulter- oder Beckengürtel können auf eine bei bis zu 60% der Betroffenen überlappend vorkommende Polymyalgia rheumatica hinweisen.
Leitlinien empfehlen bereits bei begründetem Verdacht den Einsatz hochdosierter Glukokortikoide. Nach Erreichen einer Remission soll die Dosis schrittweise reduziert werden (Tapering).
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Ich würde mich freuen, wenn sich das a-t die Studienlage zur Low-Dose-Radiatio bei Arthrose anschauen könnte, ein „Therapieverfahren“, das von der Kasse bezahlt wird. Auch die Reaktion von Autoren der Leitlinie „Strahlentherapie gutartiger Erkrankungen“ auf Studienergebnisse wirft Fragen auf.
N.N. (Name und Anschrift der Redaktion bekannt)
Interessenkonflikt: keiner
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OTT, O.J. et al.: Strahlenther. Onkol. 2019; 195: 295-8
Die niedrig dosierte Strahlentherapie bei benignen Erkrankungen wird vor allem in Deutschland angewandt. Nach einer Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) nutzten 2014 in 116 befragten Strahlentherapieeinrichtungen ca. 37.000 Patienten das Verfahren (über ein Drittel aller bestrahlten Personen), davon ca. 15.000 wegen Arthrose.
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Nach den überwiegend patentgeschützten verschreibungspflichtigen Medikamenten, die am meisten Geld verschlingen (a-t 2025; 56: 62-3), rücken wir jetzt die zwölf Arzneimittel in den Fokus, die in Deutschland mit insgesamt 153 Millionen (Mio.) Packungen von August 2024 bis Juli 2025 am häufigsten in öffentlichen Apotheken verkauft wurden. Elf sind patentfrei und relativ preiswert, auch wenn es zum Teil deutlich günstigere Alternativen gibt.
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Vor zehn Jahren warnte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA vor Ketoazidosen unter den damals nur als Antidiabetika angebotenen SGLT-2-Hemmern Dapagliflozin (FORXIGA) und Empagliflozin (JARDIANCE;
a-t 2015; 46: 60). Nun liegen entsprechende Berichte auch zu Patienten ohne Diabetes mellitus vor, die die Mittel – nach Indikationserweiterungen (vgl. a-t 2021; 52: 76-8,
2023; 54: 17-8, 2024; 55: 43-5 u.a.) – wegen Herzinsuffizienz oder chronischer Niereninsuffizienz einnehmen.
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Arzneimittelbehörden auf der ganzen Welt und die Weltgesundheitsorganisation haben der vom US-amerikanischen Präsidenten Donald TRUMP auf einer Pressekonferenz am 22. September geäußerten Behauptung widersprochen, dass die Einnahme des Schmerzmittels Parazetamol (BEN-U-RON, Generika) in der Schwangerschaft mit erhöhtem Risiko für Autismus bei Kindern assoziiert sei. Die europäische Arzneimittelagentur EMA hat die verfügbaren Studien 2019 einer Überprüfung unterzogen und bei uneindeutigen Ergebnissen keinen Beleg für einen Zusammenhang zwischen Parazetamol und Entwicklungsstörungen des Nervensystems gefunden. Auch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat die Datenlage in der Vergangenheit mehrfach bewertet und kam 2023 zu dem Schluss, dass die derzeit vorliegenden Beobachtungsstudien aufgrund von Einschränkungen und inkonsistenten Ergebnissen ungeeignet seien, einen solchen Kausalzusammenhang zu stützen (a-t 2024; 55: 26-7).
Seither sind unseres Wissens zwei weitere Beobachtungsstudien aus Schweden und Japan zum Thema erschienen.
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Sollen und können Patienten mit NOAKs wie Apixaban (ELIQUIS) auf Rivaroxaban-Generika umgestellt werden? Die DAK-Gesundheit verschickt bereits entsprechende „Infoschreiben“ an die Ärzte. Ist ein Austausch medizinisch möglich? Die Kosteneinsparungen wären doch erheblich…
N. N. (Name etc. in a-t 9/2025 genannt)
Im April 2024 endete für Rivaroxaban (XARELTO) das Substanzpatent einschließlich ergänzender Schutzrechte. Allerdings kamen anschließend zunächst nur Tabletten zu 2,5 mg als Generika in den Handel, ein Teilmarkt, der lediglich rund 7% der Gesamtaufwendungen für XARELTO ausmachte (a-t 2024; 55: 38-9). Die 2,5-mg-Dosis wird zweimal täglich als Zusatztherapie beim akuten und chronischen Koronarsyndrom und bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit angewendet. Schon 2021 hatte Bayer ein europäisches „Dosierungspatent“ für die einmal tägliche Einnahme der Tabletten zu 10 mg, 15 mg und 20 mg beantragt und durchgesetzt, das bis Januar 2026 gültig sein sollte. Nach mehr als einem Jahr Rechtsstreit erklärte das Bundespatentgericht das „Dosierungspatent“ am 29. Juli 2025 jedoch für nichtig.
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Für Personen ab 60 Jahre empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) gleichrangig den Hochdosisimpfstoff EFLUELDA (a-t 2021; 52: 17-8 u.a.) und den adjuvantierten Grippeimpfstoff FLUAD. Belege aus randomisierten Studien für einen Vorteil gegenüber Standardvakzine liegen bisher nur für EFLUELDA vor (a-t 2025; 56: 10-1). Jetzt wird die Hochdosisvakzine in der offenen dänischen, bislang größten randomisierten Influenza-Studie DANFLU-2 (n = 332.438) über drei Saisons (2022-25) erneut mit Standardimpfstoff verglichen. Eine kleinere Studie aus dem spanischen Galizien (GALFLU; n = 133.882) prüft ein ähnliches Setting über zwei Saisons (2023-25). Die mindestens 65 bzw. 65 bis 79 Jahre alten Teilnehmer (im Mittel 74 bzw. 72 Jahre alt, 49% bzw. 46% Frauen) werden individuell randomisiert, klinische Endpunkte registerbasiert mit ICD-Codes erfasst.
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Ausführliche Bewertung gleichzeitig als e a-t 9/2025 veröffentlicht.
Der klinische Nutzen der Langzeittherapie mit Betablockern nach Herzinfarkt wird derzeit insbesondere für Patienten mit erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF) in Zweifel gezogen, da er auf Studiendaten basiert, die vor Etablierung akuter Revaskularisierungen und der Sekundärprophylaxe mit Antithrombotika und Statinen als Standard erhoben wurden. Zuletzt konnte die REDUCE-AMI-Studie keinen Vorteil für Betablocker hinsichtlich Mortalität und kardiovaskulärer Ereignisse nachweisen, wenn die LVEF nach Herzinfarkt 50% oder mehr beträgt (a-t 2024; 55: 33-4).
Auf dem diesjährigen europäischen Kardiologenkongress wurden zwei randomisierte Studien vorgestellt und zeitgleich publiziert, die bei Patienten mit einer LVEF ab/über 40% nach Herzinfarkt aktuelle Standardtherapie plus Betablocker mit Standardtherapie allein vergleichen.
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Bei Vorhofflimmern kann eine Katheterablation zur Wiederherstellung des Sinusrhythmus unter anderem Symptome und Lebensqualität verbessern. Ob – wie anfangs erhofft – bei Erfolg auch das Thromboembolierisiko so weit reduziert ist, dass die Antikoagulation im Verlauf abgesetzt werden kann, ist anhand von Beobachtungsstudien und Metaanalysen nicht eindeutig zu beantworten und aktuell Gegenstand mehrerer randomisierter Studien
(vgl. a-t 2024; 55: 53-4), von denen eine nun abgeschlossen und publiziert ist.
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Auf Rimegepant (VYDURA) zur Therapie akuter Migräneattacken sind wir kürzlich eingegangen (a-t 2025; 56: 57-8). Der perorale Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptorantagonist ist auch zur Prophylaxe bei Erwachsenen zugelassen, allerdings beschränkt auf episodische Migräne mit mindestens vier Attacken pro Monat. Das bereits seit März 2025 verfügbare Atogepant (AQUIPTA; a-t 2025; 56: 26-8) und CGRP-Antikörper wie Erenumab (AIMOVIG; a-t 2018; 49: 91-3) oder Galcanezumab (EMGALITY, a-t 2019; 50: 50-2) können dagegen auch zur Prävention bei chronischer Migräne (≥ 15 Kopfschmerztage pro Monat, davon ≥ 8 mit Migräne) eingesetzt werden.
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Im August 2025 bewertete der IGeL-Monitor intraartikuläre Injektionen von Hyaluronsäure (OSTENIL u.a.) bei Knie- und Hüftgelenksarthrose negativ. In ihrem Evidenzbericht zur Anwendung bei Kniearthrose ziehen die Autoren im Wesentlichen eine Metaanalyse von 2022 heran. Um Verzerrungen durch den Einschluss kleiner Studien zu vermeiden, betrachtet diese primär nur Untersuchungen, die mindestens 100 Patienten pro Gruppe einschließen.
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Das Karpaltunnelsyndrom ist das häufigste Engpasssyndrom eines peripheren Nervs. Es wird durch Kompression des Nervus medianus unter dem Retinaculum flexorum am Handgelenk verursacht, was typischerweise zu nächtlichen Schmerzen (Brachialgia paraesthetica nocturna) und darüber hinaus zu sensomotorischen Ausfällen der Hand führen kann. Beidseitige Ausprägung ist häufig. Gemäß deutscher Leitlinie sollen im Frühstadium konservative Therapieoptionen einschließlich der Injektion eines Glukokortikoids in den Karpaltunnel angewendet werden. Bei initial stark beeinträchtigenden oder persistierenden Beschwerden wird eine operative Dekompression empfohlen. Bisherige Daten zum Vergleich von Operation und Kortikoidinjektion sind nach einem Cochrane-Review allerdings unzureichend. Eine randomisierte multizentrische, pragmatisch und offen durchgeführte Studie aus den Niederlanden (DISTRICTS) vergleicht nun Chirurgie und Kortikosteroidinjektion im Hinblick auf die längerfristige Wirksamkeit.
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Der Gebrauch von E-Zigaretten (Vapes, Dampfer) ist mit einer Zunahme von nachfolgendem Zigarettenrauchen, Marihuana- und Alkoholkonsum sowie gesundheitlichen Beschwerden wie Asthma, Husten u.a. assoziiert. Dies ergibt eine britische Umbrella-Analyse – eine Übersichtsarbeit über systematische Übersichten, Metaanalysen und andere Daten –, der ersten, die gezielt auf akute und langfristige Folgen des Dampfens bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahre fokussiert ist. Ausgewertet werden 56 systematische Übersichten der Jahre 2016 bis 2024, die insgesamt 384 Publikationen erfassen.
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In der allgemeinärztlichen Praxis besteht häufiger die Notwendigkeit von Eiseninfusionen. Zu beachten ist die Möglichkeit anaphylaktischer Reaktionen. Besteht diesbezüglich ein signifikanter Unterschied zwischen Eisenkarboxymaltose (FERINJECT u.a.) und Eisenglukonat (FERRLECIT)?
N.N. (Name etc. in a-t 9/2025 genannt)
Auf das unterschiedliche Risiko schwerer Überempfindlichkeitsreaktionen durch Eisenparenteralia sind wir zuletzt ausführlich 2016 anlässlich der Publikation einer US-amerikanischen Kohortenstudie eingegangen, die allerdings Eisenkarboxymaltose (FERINJECT u.a.) nicht berücksichtigt hat (a-t 2016; 47: 16). Seitdem ist eine weitere US-amerikanische Studie erschienen, die Abrechnungsdaten von 167.000 Versicherten im Alter ab 65 Jahren analysiert, die erstmalig ein parenterales Eisenpräparat im Zeitraum von 2013 bis 2018 erhalten, darunter auch Eisenglukonat (FERRLECIT; n = 11.768) und Eisenkarboxymaltose (n = 36.699).
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Agranulozytose ist eine seit Jahrzehnten bekannte schwere Störwirkung des Reserve-Neuroleptikums Clozapin (LEPONEX, Generika; vgl. a-t 1992; Nr. 2: 24, 2002; 33: 76-7 u.a.). Nun passt die europäische Arzneimittelagentur EMA die diesbezüglich bestehenden Vorgaben zu routinemäßigen Blutbildkontrollen an den aktuellen Kenntnisstand an. Hierüber informiert ein Rote-Hand-Brief.
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Laut einer repräsentativen Umfrage in Deutschland im Zeitraum 2020/21 haben 11% der insgesamt rund 1.000 Befragten bereits einmal Cannabidiol (CBD)-haltige Produkte (mehrheitlich online) erworben, meist als Öl oder Tinktur. Sie werden vorwiegend peroral unter anderem zur Schmerz- und Stressreduktion, Entspannung oder zur Verbesserung der Schlafqualität genutzt.
Als Arzneimittel zugelassen ist Cannabidiol hierzulande nur als Zusatztherapie bei epileptischen Anfällen beispielsweise im Rahmen des Lennox-Gastaut-Syndroms (EPIDYOLEX) sowie in Kombination mit Tetrahydrocannabinol (SATIVEX) als Spray zur Behandlung der Spastik bei Multipler Sklerose.
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Das niederländische Phamakovigilanzzentrum Lareb informiert über zwölf Patienten mit Leberschaden in Verbindung mit Nahrungsergänzungsmitteln mit dem Nachtschattengewächs Ashwagandha (Withania somnifera), das auch Schlafbeere oder indischer Ginseng genannt wird. Acht Berichte sind seit September 2023 eingegangen – also nach der ersten Warnung des Zentrums (e a-t 10/2023b).
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In eigener Sache – Abo-Preise: Bitte beachten Sie die neuen Abo-Preise, die wir ab Januar 2026 berechnen müssen.
In letzter Zeit werde ich wieder vermehrt auf Coenzym Q10 angesprochen, insbesondere im Zusammenhang mit Statintherapie. Gibt es neue Daten dazu?
N.N. (Name etc. in a-t 8/2025 genannt)
Coenzym Q10 (kurz: CoQ10), auch als Ubichinon (oxidierte Form) oder Ubichinol (reduzierte Form) bezeichnet, ist ein vom gesunden Körper in ausreichender Menge hergestelltes lipophiles Molekül, das unter anderem Bestandteil in der mitochondrialen Atmungskette ist. Es ist hierzulande als Nahrungsergänzungsmittel in unterschiedlich hoher Dosierung in Einzel- und Kombinationspräparaten auf dem Markt. Bislang hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aber wegen fehlender wissenschaftlicher Evidenz oder fehlender Voraussetzungen für eine Bewertung (z.B. unvollständige Unterlagen) keine der zur Prüfung vorgelegten gesundheitsbezogenen Aussagen zu CoQ10 als zulässig anerkannt.
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Die zwölf umsatzstärksten Arzneimittel Deutschlands haben im Zwölfmonatszeitraum Mai 2024 bis April 2025 Kosten von knapp 8 Milliarden € (Herstellerabgabe-Listenpreise ohne MwSt) bezogen auf Verkäufe über öffentliche Apotheken verursacht (siehe Tabelle). Der Gesamtumsatz der führenden Zwölf ist innerhalb von drei Jahren um 37% gestiegen (vgl. a-t 2021; 52: 104). Während zuvor nur vier von zwölf Originalpräparaten mehr als 500 Millionen € im Jahr erzielten, trifft dies jetzt für alle zwölf zu.
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Seit 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) älteren Erwachsenen eine einmalige Immunisierung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) mit einem der beiden proteinbasierten Impfstoffe ABRYSVO oder AREXVY (a-t 2023; 54: 73-5), ab einem Alter von 75 Jahren als Standardimpfung sowie für 60- bis 74-Jährige mit deutlich erhöhtem Risiko für einen schweren RSV-Verlauf (relevant beeinträchtigende Grunderkrankung, Pflegeheimbewohner) als Indikationsimpfung (a-t 2024; 55: 82-4). Für die kommende RSV-Saison wurde die Empfehlung um die seit Ende 2024 von Moderna angebotene mRNA-RSV-Vakzine mRESVIA erweitert, die wie die proteinbasierten Impfstoffe auf das Fusions(F)-Glykoprotein des Virus abzielt.
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Mit Ausnahme eines vorübergehenden Anstiegs während der COVID-19-Pandemie ist die Bereitschaft von Personen ab 60 Jahren zur Impfung gegen Influenza (Virusgrippe) kontinuierlich von 51% (Saison 2008/09) auf 38% (2023/24) gesunken. Die 2025/26 angebotenen, wieder ausschließlich trivalenten Grippeimpfstoffe (vgl. a-t 2024; 55: 21) enthalten zwei Influenza-A-Stämme (H1N1, H3N2) sowie einen -B-Stamm. A(H1N1) war in der vergangenen Saison der vorherrschende Subtyp.
Im Vergleich zu den Vakzinen des Vorjahres ist die A(H3N2)-Komponente ausgetauscht worden.
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Seit Juni 2025 ist mit Rimegepant (VYDURA) der erste Wirkstoff zur akuten und präventiven Migränebehandlung Erwachsener im Handel. Das als Schmelztablette angebotene Gepant ist ein Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptorantagonist wie Atogepant (AQUIPTA; a-t 2025; 56: 26-8). Letzterer und auch die CGRP-Antikörper wie Erenumab (AIMOVIG; a-t 2018; 49: 91-3 u.a.), sind jedoch alle nur zur Prophylaxe zugelassen.
EIGENSCHAFTEN: CGRP, ein vasodilatierendes Neuropeptid, soll mit der Entstehung von Migräne assoziiert sein.
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Bevacizumab (AVASTIN, Biosimilars), ein nur für onkologische Indikationen zugelassener Hemmstoff des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (VEGF) wird seit rund 20 Jahren off label bei altersabhängiger feuchter Makuladegeneration als günstigere Alternative zu den sehr teuren intravitrealen VEGF-Hemmern wie Ranibizumab (LUCENTIS, Biosimilars) oder Aflibercept (EYLEA) verwendet (a-t 2011; 42: 45-6 u.a.). Nun ist seit Mai 2025 hierzulande Bevacizumab gamma (LYTENAVA) als Zubereitung zur Injektion ins Auge für Erwachsene in dieser Indikation auf dem Markt. Der Wirkstoff hat eine gleichwertige Pharmakokinetik und wurde ursprünglich als Bevacizumab-Biosimilar für onkologische Anwendungsgebiete entwickelt, gilt aber regulatorisch wegen der vom Original abweichenden zugelassenen Indikation nicht als Biosimilar.
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Der optimale Zeitpunkt, wann nach ischämischem Schlaganfall bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern mit einer oralen Antikoagulation begonnen werden sollte, gilt laut Leitlinien bisher als unklar. In den Zulassungsstudien für Nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (NOAK) bei Vorhofflimmern durften je nach Wirkstoff keine Patienten teilnehmen, die in den 7 bis 30 Tagen zuvor einen Schlaganfall erlitten hatten. Im Praxisalltag wird der Beginn meist von der Ausdehnung des Insults und Gefahr der Einblutung einerseits sowie dem Risiko früher Rezidive andererseits abhängig gemacht. Gestützt wird das Vorgehen durch eine 2024 veröffentlichte Analyse von zwei randomisierten und sieben Beobachtungsstudien mit Hinweisen darauf, dass bei weniger ausgedehnten Schlaganfällen ein Beginn der Antikoagulation in der ersten Woche ausreichend sicher und möglicherweise von Vorteil ist.
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In einer aktuell publizierten randomisierten Studie senkt ein strukturiertes Trainingsprogramm die Rückfallrate bei Darmkrebs. 889 im Median 61 Jahre alte Patienten (51% Frauen) mit reseziertem Kolonkarzinom und vor zwei bis sechs Monaten abgeschlossener adjuvanter Chemotherapie nehmen teil. Sie sind überwiegend in ihrer Aktivität nicht eingeschränkt (73%, für 27% ist nur leichte körperliche Arbeit möglich) und dürfen zum Zeitpunkt des Screenings pro Woche höchstens 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv trainiert haben. Bis zur Randomisierung haben sich die Patienten unter anderem möglicherweise weiter erholt, sodass als Ausgangswert eine höhere Aktivität angegeben wird, die im Mittel etwa 170 Minuten moderaten Trainings pro Woche entspricht.
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Anlässlich einer Warnung des kanadischen Gesundheitsministeriums berichtete unsere französische Schwesterzeitschrift La Revue Prescrire kürzlich über Milch-Alkali-Syndrom (Kalzium-Alkali-Syndrom) bei Schwangeren nach Einnahme Kalziumkarbonat-haltiger Antazida gegen Sodbrennen. Eine übermäßige Zufuhr von Kalzium und basischen Puffersubstanzen (wie z.B. Kalziumkarbonat) kann eine hypovolämische metabolische Alkalose hervorrufen, die eine erhöhte Kalziumretention in den Nieren und schließlich lebensgefährlich hohe Serumkalziumspiegel und eine akute Niereninsuffizienz zur Folge haben kann.
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Eine Vielzahl von Augenkosmetika kann von den Anwendenden leicht selbst aufgetragen und auch wieder entfernt werden. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) warnt nun vor kosmetischen Behandlungen wie Wimpernverlängerungen („Extensions“) und Lidstrich-Tattoos (Permanent-Make-up), die das Äußere lang anhaltend oder sogar dauerhaft verändern.
Bei Wimpernverlängerungen gehört laut DOG ein allergisches Kontaktekzem am Lidrand zu den häufigsten Störwirkungen. Es wird meist durch den Klebstoff ausgelöst, mit dem Kunststoff- oder Echthaare einzeln an den eigenen Wimpern fixiert werden.
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Ich bitte um einen Artikel zum Thema Colchicin bei koronarer Herzerkrankung (KHK) bzw. nach Herzinfarkt. Das Thema ist meines Erachtens sehr relevant.
N.N. (Name etc. in a-t 7/2025 genannt)
Entzündungsprozesse spielen eine wichtige Rolle bei atherosklerotischen Erkrankungen sowie akuten Koronarereignissen.
Das hierzulande zur Behandlung der Gicht sowie des familiären Mittelmeerfiebers zugelassene Spindelgift Colchicin (COLCHICIN YSAT u.a.) hat antientzündliche Eigenschaften, die diese Prozesse positiv beeinflussen könnten. Der potenzielle Nutzen von Colchicin per os bei kardiovaskulären Erkrankungen wird bereits seit über 30 Jahren untersucht, zunächst vor allem in kleinen Kurzzeitstudien und in Dosierungen von täglich 1 mg. Mittlerweile gibt es mehrere mittelgroße (Pilotstudie LoDoCo, n = 532; COPS, n = 795) und große (COLCOT, LoDoCo2, CLEAR, CONVINCE, CHANCE-3) randomisierte Studien mit klinischen Endpunkten, in denen niedrigdosiertes Colchicin (0,5 mg/Tag ) geprüft wird. Die Ergebnisse sind jedoch inkonsistent.
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Die französische nationale Behörde für Lebensmittelsicherheit ANSES warnt vor dem Gebrauch Garcinia-cambogia-haltiger Nahrungsergänzungsmittel. Garcinia cambogia ist ein pflanzliches Produkt aus der Frucht des Garcinia-cambogia- oder Malabar-Tamarinden-Baumes, der in Indien, Nepal und Sri Lanka heimisch ist. Es wird zur Gewichtsabnahme angeboten. Die Anwendung kann mit schweren unerwünschten Effekten einhergehen, insbesondere einer unter Umständen lebensbedrohlichen Hepatitis, auch bei Personen ohne Vorerkrankungen.
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Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt, dass Scopolamin-Pflaster (SCOPODERM TTS) die Körpertemperatur erhöhen und schwerwiegende oder tödliche Hitze-assoziierte Komplikationen hervorrufen können. Hierzulande sind sie zur Vorbeugung der Symptome von Reise- bzw. Seekrankheit für Erwachsene und Kinder ab 10 Jahren zugelassen, in den USA in dieser Indikation hingegen nur für Erwachsene.
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Kratom wird aus pulverisierten Blättern des immergrünen südostasiatischen Kratombaums (Mitragyna speciosa) gewonnen und als Nahrungsergänzungsmittel bei Schmerzen, Entzündungen, Husten, Angst, Depression u.a. beworben sowie auch bei Opioid-Entzugssymptomen verwendet. Insgesamt wird das pflanzliche Mittel, das auch als Herbal Speed bezeichnet wird und nicht als Arzneimittel im Handel ist, von der US-amerikanischen Mayo Clinic als „unsicher und unwirksam“ eingestuft.
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Ausführliche Bewertung gleichzeitig als e a-t 7/2025 veröffentlicht.
Mit Guselkumab (TREMFYA; e a-t 4/2019a u.a.) ist seit März 2025 der dritte Interleukin (IL)-23-Inhibitor zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven Colitis ulcerosa von Erwachsenen verfügbar, die auf eine konventionelle oder eine Biologikatherapie unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben.
EIGENSCHAFTEN: Guselkumab ist ein monoklonaler IgG1-Antikörper, der an IL-23 bindet und so die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine hemmt.
Dosierung
Induktion: 200 mg i.v. in Woche 0, 4 und 8
Erhaltung: alle 8 Wochen 100 mg s.c.; bei unzureichendem Ansprechen nach Induktionstherapie 200 mg s.c. alle 4 Wochen in Betracht ziehen, bei fehlender Besserung nach 24 Wochen Absetzen erwägen
Zu der vom Hersteller von MUTAFLOR behaupteten Wirkung zum Remissionserhalt bei Colitis ulcerosa nahmen Sie meiner Kenntnis nach zuletzt 2001 Stellung (a-t 2001; 32: 74). Die aktuelle deutsche Leitlinie gibt bezüglich E. coli Nissle aufgrund einer Metaanalyse von 2015 die Empfehlung, „... sollte als Alternative zu 5-Aminosalizylaten in Erwägung gezogen werden“. Ist Ihnen bekannt, ob die Metaanalyse die spärliche Datengrundlage von 2001 deutlich verbessern konnte? Kann Betroffenen, die ja oft nach „natürlichen Alternativen“ suchen, zu E.coli-Präparaten geraten werden?
N.N. (Name etc. in a-t 7/2025 genannt)
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KUCHARZIK, T. et al.: S3-Leitlinie Colitis ulcerosa, Stand Jan. 2024; https://a-turl.de/zcvx
Dem Escherichia-coli-Stamm Nissle 1917 (MUTAFLOR) werden vom Anbieter zahlreiche positive Eigenschaften zugeschrieben. Die Bakterien sollen u.a. die Mukosabarriere des Darms stabilisieren, pathogene Keime antagonisieren sowie immunmodulierend und antientzündlich wirken.
Die erwähnte Metaanalyse zum Remissionserhalt bei Colitis ulcerosa umfasst lediglich vier Studien, von denen wir zwei zur Bewertung des Nutzens von MUTAFLOR schon vor 25 Jahren
(vgl. a-t 2000; 31: 15) als ungeeignet erachtet hatten.
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Das Risiko für Strahlenschäden ist bei Röntgenuntersuchungen in der Regel sehr gering. Die vergleichsweise hohe Strahlenexposition bei einer Computertomografie (CT) kann allerdings das Krebsrisiko durchaus relevant erhöhen. Große retrospektive Kohortenstudien finden beispielsweise für Untersuchungen im Kindesalter ein erhöhtes Risiko für maligne hämatologische Erkrankungen. In einer Modellierungsstudie wird nun errechnet, wie viele zukünftige Krebserkrankungen durch CT-Untersuchungen verursacht werden könnten, die in den USA im Jahr 2023 erfolgt sind.
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Kalifornische Toxikologen haben in Einweg-E-Zigaretten Konzentrationen an Nickel, Chrom und anderen toxischen Metallen nachgewiesen, die abhängig von der Gebrauchsdauer der Einwegartikel um Größenordnungen höher liegen als in konventionellen Zigaretten oder anderen E-Zigaretten. Untersucht haben sie aromatisierte und gering aromatisierte („klare“) Versionen der in den USA insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen populären Wegwerf-E-Zigaretten Esco Bar, Flum Pebble und Elf Bar, die auch hierzulande verkauft und beispielsweise als Premium-Einweg-Vapes bezeichnet werden.
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Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt aktuell vor möglichen schweren Schadwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung des Prostaglandins Misoprostol (ANGUSTA) zur Geburtseinleitung, darunter Überstimulation und Ruptur der Gebärmutter, vorzeitige Plazentalösung und neonatale Asphyxie (siehe auch a-t 2020; 51: 18-21). Eine Mutter und ein ungeborenes Kind sind dabei gestorben. Viele der Verdachtsmeldungen sind erst in jüngster Zeit eingegangen, offenbar stimuliert durch entsprechende Medienberichte.
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Das Meningeomrisiko durch Gestagene wie Cyproteronazetat, Nomegestrol und Chlormadinon ist schon länger bekannt (e a-t 7/2020c). In einer groß angelegten Fallkontrollstudie aus Frankreich sind nun auch „Minipillen“ mit Desogestrel (CERAZETTE, Generika) mit einem erhöhten Risiko für Meningeome assoziiert.
Basierend auf Krankenkassendaten werden eingelöste Verordnungen für Desogestrel-Monopräparate und Levonorgestrel als Minipille (28 MINI) oder in Kombination mit Ethinylestradiol (LEIOS u.a.) von 8.391 Frauen, die aufgrund eines Meningeoms operiert werden mussten, mit denen von 83.910 Frauen ohne eine solche Operation verglichen.
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